Der Wert der Vielfalt

“Der Dschungel wimmelt von Lebewesen, doch entziehen sie sich meistens den menschlichen Sinnen. Neunundneunzig Prozent der Tiere orientieren sich an chemischen Pfaden auf der Erdoberfläche, an Duftwölkchen in der Luft oder im Wasser und an Gerüchen, die kleinen, versteckten Drüsen entströmen und sich mit dem Wind ausbreiten. Tiere sind Meister dieses chemischen Sensoriums, das uns verschlossen ist. Wir hingegen sind Virtuosen des audiovisuellen Wahrnehmungsvermögens, und nur einige wenige Gruppen (Wale, Affen, Vögel) sind uns in dieser Modalität ebenbürtig. Deshalb warten wir auf den Tagesanbruch, während sie auf den Einbruch der Dunkelheit warten; und weil Seh- und Hörvermögen evolutionäre Voraussetzungen von Intelligenz sind, haben allein wir uns so weit entwickelt, daß wir über Dinge wie Amazonasnächte und Sinnesmodalitäten nachdenken.”1

[1] Edward O. Wilson, Der Wert der Vielfalt —
Die Bedrohung des Artenreichtums und das Überleben des Menschen,
Deutsche Ausgabe, München 1995, S. 12
Beitragsbild, Ibid., S. 210